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Botschaften für den Osten.
Die riesigen Leuchtschriften auf dem Hochhaus in der Kochstraße sollen die Ost-Berliner mit Nachrichten aus dem Westen versorgen.
Der Blick von hier geht weit in den Ost-Sektor hinein.
or allem aber können die Zonen-Grenzpolizisten entlang der Mauer,
vom Brandenburger Tor bis weit zur Neuköllner Sektorengrenze, die Schrift auf dem Hochhaus in der Kochstraße erkennen.
Für die Leuchtschrift ist der Politikstudent Wolfgang Göbel verantwortlich.
Selbst erst vor kurzem in den Westen geflüchtet, fühlt er sich den Ost-Berlinern noch immer verbunden.
Ich bin ja in erster Linie ausgesucht worden, weil ich als ehemaliger Ost-Berliner und als ehemaliger Offizierschüler der Nationalen Volksarmee,
die Psyche und die Gepflogenheiten in der DDR-Armee ganz gut kannte.
Ich wusste, welche Themen die Soldaten interessierten. Ich wusste, wie die Ost-Berliner dachten.
Wolfgang Göbel arbeitet für das „Studio am Stacheldraht“
Lautsprecherwagen aus dem Westen beschallen seit dem Mauerbau die Grenzer im Osten.
Am 7. Oktober 65, dem „Republikgeburtstag“ der DDR, eskaliert der „Lautsprecherkrieg“ – schwere Zeiten für Grenzsoldaten.
Die Soldaten mussten sich die Ohren zuhalten.
Das hat gesundheitliche Probleme denen bereitet und sie haben fluchtartig den Appellplatz verlassen müssen.
Da war nichts mit Parade oder strammstehen oder feiern.
Nach dieser akustischen Schlacht wird die Lautsprecherbeschallung eingestellt – Ruhe kehrt ein.
Das „Studio am Stacheldraht“ arbeitet trotzdem weiter.
Mit Leuchtschriften will man nun noch mehr Ost-Berliner erreichen.
Es hat damals viele Ost-Berliner gegeben, die sich Wort für Wort diese Nachrichten abgeschrieben haben.
Die sind in Ost-Berlin vervielfältigt worden. Das ist also schon hochinteressant gewesen.