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Sommer 1963 - der Hoffnungsträger aus den USA John F. Kennedy besucht Berlin, den Westen der Stadt.
Fast zwei Jahre nach dem Mauerbau.
Die Berliner haben lange warten müssen.
Die Begeisterung für den amerikanischen Präsidenten ist gigantisch.
Ein unglaublicher Empfang: Seine Fahrt durch die eingeschlossene Stadt im offenen Wagen wird ein Triumphzug.
Eine Million Menschen jubeln ihm zu.
Unter ihnen: Die 20-jährige Heidrun Kotte. Sie fiebert dem Besuch schon seit Tagen entgegen.
Ein toller Mann, ein toller Mensch und er kam zu uns, uns kleinen Berlinern .
Und hat uns gesagt, die Welt steht hinter uns und das war ein tolles Gefühl.
Vor dem Schöneberger Rathaus versammeln sich Hunderttausende West-Berliner, um die Rede des jungen, charismatischen Präsidenten zu hören.
Die Menschen hoffen sehnsüchtig auf ein Zeichen, auf ein klares Bekenntnis der amerikanischen Schutzmacht zu West-Berlin.
Kennedys Worte „befreien“ die Berliner von vielen Ängsten und werden zur Legende.
And therefore as a free man I take pride in the words: Ich bin ein Berliner.
Und das Volk hat gebrüllt, ich glaube das hat man bis Pankow gehört, so haben die gebrüllt.
Also, die Menschen, das war schon ganz toll, das war ein Erlebnis, das man nie vergessen wird.
Den Ost-Berliner Machthabern ist der Besuch ein Dorn im Auge.
Sie haben das Brandenburger Tor mit Fahnen und roten Tüchern verhängt.
Kennedy soll nicht in den Osten blicken können.
Auch unerwünschte Beifallsbekundungen von Ost-Berlinern sollen so verhindert werden.
Wie viele Ost-Berliner verfolgt auch Liselotte Kubitza den Kennedy-Besuch am Radio.
Und da wurden ja auch die Reden teilweise übertragen im Radio.
und dann hörte man ja auch die Begeisterung und das Klatschen von dieser Veranstaltung,
die da, glaube ich, am Schöneberger Rathaus durchgeführt wurde.
Also das haben wir dann überwiegend am Rundfunk mitverfolgt.
Nur zwei Tage nach Kennedy trifft der Kreml-Chef Nikita Chruschtschow in Ost-Berlin ein.
Sein Besuchsprogramm wirkt wie eine Kopie des Kennedy-Besuchs:
Die Fahrt im offenen Wagen, Menschenmassen an Straßenrand, schließlich die Rede vor den Berlinern - am „Roten Rathaus“.
Euphorie ist „erwünscht“.
Aber anders als Kennedy, löst der Kreml-Chef nicht überall echte Begeisterung aus.
Rein vom Typ, vom äußeren her, war natürlich der Kennedy ein umwerfender, überzeugender Typ.
Also wie gesagt der „Kam, sah und siegte“-Typ.
Und nun dagegen dieser Schweinehirt, dieser bäuerliche Typ, der Chruschtschow.
Das war also kein Vergleich.
Im November 1963 wird John F. Kennedy in Dallas im offenen Wagen mit drei Schüssen ermordet.
Die westliche Welt trauert.
West-Berlin trauert – ihr „Held“, ihr „Hoffnungsträger“, der „Freund der Freiheit“ ist tot.
Ein riesiger Trauermarsch zieht durch West-Berlin – stiller Abschied von JFK.
Das war Trauer und Verzweiflung.
Ich glaube, bei jedem, der gesagt hat, hallo, nun ist er nicht mehr da, stehen die anderen hinter uns?