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West-Berlin. Magnet für junge Leute aus aller Welt.
Auf der Suche nach dem besonderen Lebensgefühl zieht es sie in die Mauerstadt.
Einer der Neuankömmlinge ist der 28-jährige Franzose Thierry Noir.
Das war wunderbar, so viele Künstler in Berlin, habe ich vielleicht in Lyon nur einen getroffen in 20 Jahren.
Und dann hat mich einer gefragt, bist du auch Künstler, und dann hab ich ja gesagt, weil ich wollte nicht auffallen.
Durch dieses artifizielle Leben in West-Berlin war man sozusagen gezwungen, kreativ zu sein, um nicht verrückt zu werden.
Thierry Noir blickt von seinem Atelier direkt auf den grauen Beton der Mauer.
Er beschließt, der Tristesse mit Pinsel und Farbe zu Leibe zu rücken.
Manche Kreuzberger reagieren irritiert:
Die Leute waren sehr aggressiv, die dachten, wir sind von der Stadt Berlin engagiert, um Kreuzberg touristisch zu machen.
Dann musste ich immer aufhören zu malen, um den Leuten zu sagen, man kann die Mauer nie verschönern, weil, sie ist eine tödliche Grenze.
Man kann auch kiloweise die Mauer bemalen, die Mauer wird nicht schön.
Bald finden sich Nachahmer.
So wird die Mauer zur weltgrößten Freiluftgalerie.
Thierry Noir malt weiter: Kilometer um Kilometer. Fresken, Tiere, riesige Gesichter.
Das Krokodil zum Beispiel, das war das Symbol für mich von der Mauer.
Es ist nichts passiert, aber plötzlich hat man gelesen, gestern gab es zwei Tote irgendwo an der Mauer.
Und das war genauso wie ein altes Krokodil, das schläft und plötzlich wacht es auf und jemand tötet und schläft wieder ein.
Beim Malen müssen die Künstler immer auch ein Auge auf die Grenzer haben.
Denn die Mauer befindet sich auf DDR-Territorium.