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1982 Ost-Berlin, Friedrichshain, Erlöser Kirche.
Blues-Fans, Punks und Mitglieder der Jungen Gemeinde treffen sich hier.
Die unangepasste DDR-Jugend.
Seit drei Jahren finden in der Kirche Gottesdienste mit Musik statt.
Die sogenannten „Blues-Messen“, organisiert von Pfarrer Rainer Eppelmann und dem Musiker Holly Hollwas.
Sie werden schnell zum Treffpunkt für Oppositionelle.
Unter ihnen auch der damals 18-jährige Berliner Uhrmacher-Lehrling Dirk Moldt:
Ich war total überrascht, weil die ganze Kirche voll mit solchen langhaarigen Freaks gewesen ist, so wie ich auch einer war.
Das war einfach eine tolle Atmosphäre.
Das kannte ich so nicht, auch schon rein visuell, was da drin passierte, die Stimmung und so .
Es kommen immer mehr Besucher zu den Blues-Messen.
Im Schutz der Kirche fühlen sich die Jugendlichen vor den Repressionen des Staates geschützt.
Und auch die DDR-Friedensbewegung nimmt hier ihren Anfang.
Pfarrer Rainer Eppelmann und Regimekritiker Robert Havemann veröffentlichen ihren „Berliner Appell“.
Darin fordern sie das Recht auf freie Meinungsäußerung und plädieren für Abrüstung in der DDR.
Da gab es schon sehr klare Vorstellungen, dass man die Gesellschaft verändern muss, dass es so nicht mehr weiter geht .
Innenpolitik und Außenpolitik, das gehört miteinander zusammen.
Und der Staat, der nach innen tritt und nach außen eine Friedenspolitik vertritt, da ist irgendwas nicht ganz koscher.
Das ist kein Friedensstaat, das ist eine Lüge.