v1.0
Kreuzberg 1981. Wohnraum ist knapp.
Dennoch werden ganze Straßenzüge „entmietet“.
Die Altbauten sollen abgerissen werden, dann kann neu gebaut werden.
Das lohnt sich – auch weil es staatlich subventioniert wird.
Altbau weg, Neubau hin - „Kahlschlagsanierung“ schimpfen die Kritiker.
Junge Familien, Arbeitslose, Aussteiger und Studenten sind von der Wohnungsnot besonders betroffen.
Einige wehren sich, indem sie leer stehende Häuser besetzen.
Eine von ihnen ist Anette Schill.
Im Frühjahr besetzt sie mit Freunden eine alte Chemie-Fabrik in Kreuzberg.
Wir haben uns am Abend vorher erst getroffen und sind dann am nächsten Morgen los.
Es fing erst einmal damit an, dass wir Blumen geholt haben.
Dass wir Flugblätter gemacht haben, dass wir Tulpen geholt haben und die Blumen dann auch in der Nachbarschaft verteilt wurden.
Und als wir dann ankamen, waren wir ein bisschen erschüttert, in welchem Zustand sich das Fabrikgebäude und auch ein Wohnhaus, das dazugehörte, befand.
Über Jahre hinweg stand das Gebäude leer.
Verfall überall. Anette Schill und ihre Mitstreiter wollen es nun „instandbesetzen“.
Das heißt in Eigenregie sanieren, Räume bewohnbar machen.
Die Fernseh-Kamera filmt Anette Schill bei einem ersten „Besetzer-Fest“.
Das Eine war natürlich ein politischer Protest.
Sich damit nicht mehr abfinden zu wollen, was in dieser Stadt passiert.
Sich nicht mehr abfinden zu wollen, dass gute Bausubstanz kaputt gemacht, abgerissen wird, dass Mieter vertrieben werden.
Aber auch für sich selber eine andere Form zu leben und zu arbeiten zu suchen“
Alternative Frei-Räume.
In der „Regenbogenfabrik“, wie das alte Gebäude nun heißt, soll ein soziokulturelles Zentrum entstehen.
Wohnen, arbeiten, Freizeit – all das unter einem Dach.
Viele folgen ihrem Beispiel. Im Frühjahr 1981 sind in West-Berlin über ein-hundert Häuser besetzt.
Manche Hausbesetzungen werden erst einmal geduldet, in anderen Fällen lässt der Senat gleich wieder räumen.