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Der Sommer `76 ist ein Jahrhundertsommer: Wochenlang blauer Himmel, Temperaturen über 30 Grad.
Das Leben hat den Anschein des Sorglosen im sommerlichen Ost-Berlin.
Die Teilung der Stadt ist nach 15 Jahren ein Stück Alltag geworden.
Sommerfrische in West-Berlin, umschlossen von der Mauer und eng gedrängt.
Im eigenen Schrebergarten lässt es sich gut aushalten.
Doch der Platz für grüne Oasen ist begrenzt in der Mauerstadt.
Alle Freiflächen werden genutzt. Auch an der Mauer.
In einer ganz besonderen Lage sind die Kleingärtner der Kolonie „Fichtewiese“.
Ihre Lauben befinden sich in einer Exklave – West-Berliner Gebiet, das vollständig von der DDR umgeben ist.
Der Weg zu den Parzellen quer über den Todesstreifen ist nur zu bestimmten Zeiten möglich.
Für Laubenbesitzerin Marianne Schemmel und ihrer Familie ist die Zugangsprozedur inzwischen normal.
Da mussten wir klingeln, dann haben die uns das Tor aufgemacht.
Wir durften rein, haben unseren Ausweis gezeigt in der Mitte des Weges, den wir da hatten.
Und dann haben sie uns aufgeschrieben, passiert und dann wurde die nächste Tür aufgemacht und wir sind dann auf unsere Wiese gekommen.
Und dann empfing uns da diese himmlische Ruhe und das schöne Grün rund um.
Mehrmals am Tag müssen die Kleingärtner an schwer bewaffneten Grenzern vorbei.
Im Laufe der Gartensaison kommt man sich durchaus auch persönlich näher.
Im Sommer, wenn wir dann baden gegangen sind, dann hat man schon mal eine Flasche Bier oder ein Eis mitgenommen.
Im Sommer, wenn wir dann baden gegangen sind, dann hat man schon mal eine Flasche Bier oder ein Eis mitgenommen und dann auf den Tresen da gepackt.
Bedroht haben wir uns da nie gefühlt, im Gegenteil wir waren auf der Wiese da so super bewacht, das ging nirgendwo besser.
Man hat die Lauben nicht abgeschlossen, also nur mit einem Schnapper, dass der Wind sie nicht aufdrückt und dann ist man nachhause gegangen.